Dunst ist
die Welle, Staub ist die Quelle, stumm sind die Wälder …
… so beginnt
der alte Zaubervers,
den Maren
der schlafenden Regentrude ins Ohr singt … und so beginnt auch der
Klappentext einer Märchensammlung des Kinderbuchverlages Berlin, der 1982 eine kleine Auswahl von Märchen
Theodor Storms in einer Taschenbuchreihe veröffentlichte.
Bulemanns
Haus und andere Geschichten, so der Titel der Ausgabe,
die vom
uneigennützigen Helfen freundlicher und selbstloser Menschen erzählen.
Die
Illustrationen von Brigitte Handschick,
so die
Berliner Zeitung in einem Nachruf auf die Künstlerin,
die unter den
Malern und Grafikern aus dem Berliner Osten eine der ganz Stillen war
und doch so viel zu sagen hatte.
Ihre feinen,
strengen Landschaften, ihre traumhaft
schönen , emotionalen Stillleben und spröden Porträts geben Auskunft, wie innig die geborene Berlinern die
stillen Naturflecken und die kleinen Alltäglichkeiten in ihrer ruppigen Stadt
liebte.
Die Malerin starb 1994.
Sie hat den
Alltag in Gleichnisse übersetzt, Werden
und Vergehen gemalt, das immerwährende Gesetz der Natur, so sehr die Menschen
es auch zu überlisten trachten. Sie suchte Klarheit und hinterläßt in ihren
Werken die Hoffnung auf mögliche Harmonie in allen Dingen. *
Mit dem
gesellschaftlichen Crash von 1990 wurden mit den volkseigenen Betrieben auch deren
werkseigene Bibliotheken abgewickelt.
Aus Gemeindebibliotheken,
insofern sie nicht gänzlich schlossen, aus den städtischen Bibliotheken entfernte
man oft breitflächig, was nicht mehr zeitgemäß erschien.
Das betraf
keinesfalls ausschließlich die dicken Wälzer von Lenin oder Karl Marx.
Verlage
stampften ihre Bücher ein, die der neue Markt als ideelle und wirtschaftliche
Konkurrenz betrachtete und demzufolge dafür keine Verwendung sah.
Das war kultureller Kahlschlag, dem unendlich viel
Literatur, vom Kinderbuch bis zum Lyrikband,
zum Opfer fiel.
Man muss
Bücher nicht verbrennen, um Inhalte mundtot zu machen.
Die
Stadt-und Kreisbibliothek meiner Heimatstadt
besaß die Courage, derart aussortierte Bücher vor der
endgültigen Entsorgung im Theaterfoyer
auszulegen.
Trauriger Anlaß
meine (Kinder)Buchsammlung zu erweitern und noch heute hüpft mir das
Herz, wenn ich auf dem Flohmarkt oder bei anderen Gelegenheiten ein verschollen
geglaubtes Buch im Sinne von
schöngeistiger Auferstehung und im Orginal wiederentdecke.
So wie
kürzlich diese:
*Sinngemäß
zitiert aus der Berliner Zeitung vom 30.09.1994, © Ingeborg Ruthe
Abbildungen © Kinderbuchverlag Berlin